Sprachunterricht über kulturelle und geografische Grenzen hinweg

Bild: Adriane Langela-Bickenbach. Fotografiert von: Martin Stockberg. Lizenz: CC-BY 4.0

Jetzt online: Unterrichtsmaterialien zum GLAS-Konzept unter einer freien Lizenz

Adriane Langela-Bickenbach ist Lehrerin für Englisch und Niederländisch am Gymnasium St. Leonhard in Aachen und in der Referendarsausbildung sowie Lehrerfortbildung aktiv. Seit 2012 bindet Adriane Videokonferenzen in den Unterricht ein, um den internationalen Austausch zwischen Lernenden zu erleichtern und zeitgemäße Kompetenzen zu fördern. Das sogenannte „GLAS“-Konzept ist nun mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet worden.

Was macht GLAS besonders?
Die Videokonferenzstunden sind Bestandteil eines größeren Konzeptes, bei dem die Austauschklassen sich auch in der Realität treffen. So liegt das innovative Element von GLAS nicht an den Videokonferenzen selbst, sondern an einer zeitgemäßen Kombination diverser Möglichkeiten im Kontext Schule. Zum Beispiel findet zwischen den Lernenden auch unbegleitete Kommunikation in sozialen Netzwerken, wie Instagram, Snapchat o.ä., statt. Idealerweise verselbstständigt sich diese informelle Kommunikation und wird im Unterricht reflektierend thematisiert.

Lehrpersonen können die Videokonferenzen als eine Form der gezielten medialen Begleitung nutzen. Dadurch erhalten sie eine Grundlage für durchgängigen (digitalen) Austausch und begünstigen nachhaltige Kommunikation. Der Diskurs darüber, wie man soziale Netzwerke als festen Bestandteil von „didaktisiertem“ Lernen in der Schule etablieren kann oder ob diese Form der Kommunikation dem Gedanken der Authentizität widerspricht, ist besonders spannend. Nicht ohne Grund wird dieses Thema inzwischen nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen, sondern auch in sozialen Netzwerken wie Twitter kontrovers diskutiert.

OER-Unterrichtsideen: Zeitgemäße Bildung mit digital gestützten Methoden Du hast das Konzept jetzt unter einer freien Lizenz veröffentlicht. Was hat dich dazu motiviert?
Ich finde es wichtig, Unterrichtsmaterialien und -ideen zu veröffentlichen. Lehrende, die nicht selten Einzelkämpfer in ihren Institutionen sind, bekommen so einen Blick über den Tellerrand und unterstützen sich gegenseitig, Schule zeitgemäß zu gestalten. Mit edulabs habt ihr dafür eine tolle Plattform geschaffen, Materialien und Ideen auszutauschen. Dieses Vorhaben möchte ich gerne unterstützen.

Wie ist die Idee zum Projekt entstanden?
Während meiner Ausbildung habe ich zweimal im Ausland studiert und konnte im Anschluss daran den Kontakt zu meinen dortigen Freunden über digitale Dienste halten. Schon damals hatte ich die Vision, irgendwann digitale Verbindungen für das Fremdsprachenlernen zu nutzen. Es ist einfach großartig, sich zu vernetzen und (Fremd-)Sprache zu kultivieren. 2010 erfuhr ich von einer Förderung vom Ministerium für Bauen und Wohnen. Damals hatte ich bereits 7 Jahre Erfahrung mit E-Mail-Projekten gesammelt. So schrieb ich einen Antrag und wagte den Schritt in das GLAS-Projekt, das nicht ganz unumstritten war. Durch die Unterstützung der Schulleitung und eines Informatikkollegen konnten Sponsoren aus der Aachener Region gewonnen werden.

Hat es auf Anhieb geklappt?
Es musste viel Pionierarbeit geleistet werden, sodass es mehrere Jahre dauerte, den Videokonferenzraum umzusetzen und das Konzept sowohl schulintern als auch mit den Partnern zu etablieren. Der nicht immer leichte Prozess wurde aber am Ende belohnt. Ohne meinen Schulleiter, meine Teilzeitstelle, viel Optimismus und ein kleines Team aus niederländischen und deutschen Kollegen hätte es das Projekt nicht gegeben. Mit meinem jetzigen Hintergrundwissen und dem heutigen Stand der Technik würde die Energie weniger in den Raum, sondern mehr in mobile Lösungen fließen.

Bild: Der GLAS-Raum, illustriert von Daria Rüttimann. Lizenz: CC-BY 4.0

Wie haben es die Lernenden aufgenommen?
Eigentlich waren alle Schüler*innen von Anfang an begeistert und neugierig: endlich echte Austauschpartner, mit denen sie fremdsprachlichen Kontakt haben können! Eine Situation, die sonst nur bei einem realen Austausch auftaucht und eine unglaubliche Chance für die Begegnungsdidaktik bedeutet. Allerdings brauchen Lernende, die aus einem traditionellen System kommen und an „richtig“ oder „falsch“ gewöhnt sind, meist etwas Zeit, eine positive Fehlerkultur leben zu lernen.

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